Geschichte der Leopoldstadt

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Aus dem Wasser geboren
Die Leopoldstädter werden sesshaft
Fortsetzung

Das aufblühende Gemeinwesen hatte freilich kein langes Leben: Während der Ersten Türkenbelagerung 1529 wurde die Siedlung völlig zerstört. Der Anstoß zum Wiederaufbau kam vom Bier. Das Bürgerspital, das, wie bereits erwähnt, durch Erbschaft in den Besitz eines Teils des ehemaligen Neuydeckeschen Hofes gekommen war, besaß auch das in Wien damals nur ganz vereinzelt vergebene Privileg des Bierbrauens. Nachdem das ursprüngliche Brauhaus vor den Stadtmauern, etwa beim heutigen Parlament gelegen, ebenfalls 1529 von den Türken zerstört worden war, entschloß sich die Leitung des Bürgerspitals, auf ihren Gründen im Unteren Werd eine neue Braustätte zu errichten. 1536 war das Brauhaus fertig, und weil man dazu auch Arbeitskräfte brauchte, wuchsen ringsherum bald wieder bescheidene Häuschen aus dem Boden. Darüber hinaus wurden 1556 elf Hausbesitzer aus dem Oberen Werd, deren Häuser wegen des Baus der neuen Wiener Befestigungsanlagen abgerissen wurden, im Bereich Große Sperlgasse-Rotensterngasse angesiedelt. Damit war um etwa 1580 wieder die ungefähre Besiedlungsdichte des Jahres 1529 erreicht.

Achtzehn Häuser in einer Zeil'

Parallel dazu entwickelte sich ein weiterer Siedlungskern im Bereich der heutigen Praterstraf3e: die sogenannte Jägerzeile, welche Bezeichnung die Praterstraße übrigens bis 1862 trug.

Die Jägerzeile - das waren die 18 Häuschen für seine „Hofjäger und Plachenknechte', deren Errichtung in schnurgerader Zeile Kaiser Maximilian II. anregte, indem er die entsprechenden Grundstücke dafür zur Verfügung stellte. Ob sie noch zu seinen Lebzeiten gebaut wurden, ist ungewiß, denn der Kaiser starb 1576, und die Häuser sind erst 1580 urkundlich nachgewiesen. Die 18 Hausbesitzer in der Jägerzeile. allesamt Jagdgehilfen oder Forstarbeiter, fanden hier jedenfalls ihr Auskommen, nicht zuletzt durch die Tatsache, daß man ihnen ein wenn auch eingeschränktes Schankrecht zugestand: Sie durften Bier oder Wein, aber nicht beides gleichzeitig ausschenken und den zahlreichenden Durchreisenden auf deren Weg zur Schlagbrücke kalte, aber keine warmen Speisen verabreichen.

Sowohl Unterer Werd als auch Jägerzeile nahmen also um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert einen behutsamen Aufstieg, der allerdings durch das Hereinbrechen des Dreißigjährigen Krieges mit seinen wechselnden Besatzungsheeren, Truppenaufmärschen und Scharen marodierender Söldner zu einem neuerlichen Stillstand gebracht wurde. Ob Schweden, Ungarn, Böhmen oder ‚Kaiserliche" - beim Rauben und Brandschatzen blieben sie einander nichts schuldig, und wieder einmal hatten die Kleinen die Suppe auszulöffeln, die ihnen die Großen eingebrockt hatten.

Zu eben dieser Zeit kam es zur Gründung eines dritten Siedlungskernes, des jüdischen Gettos. Seit dem 12. Jahrhundert in Wien urkundlich nachgewiesen, hatten die Juden seit eh und je unter den Auswirkungen eines bodenständigen Antisemitismus zu leiden gehabt, der sich mit einem militanten Katholizismus verbündete, um ihnen das Leben so schwer als nur möglich zu machen. Die Herrscher holten sie, wenn sie Geld brauchten, und gaben dem Druck der Kirche nach, sie zu vertreiben, wenn es opportun schien..

Fortsetzung--->

(Text aus dem Buch LEOPOLDSTADT von Helga Gibs, erschienen im Mohl Verlag)


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