Geschichte der Leopoldstadt

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Augarten 1780

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Aus dem Wasser geboren

Am Anfang waren die Donauarme, waren ein paar Inseln dazwischen, aus denen im Laufe der Jahrhunderte fester Siedlungsboden wurde - so entstand die Leopoldstadt

Kinder des Stroms

Alles begann mit dem Wasser, mit den unzähligen Armen der Donau, die unaufhörlich ihren Lauf, ihr Bett, ja sogar ihre Richtung änderten. Eine Stromlandschaft, in der sich ständig neue Inseln bildeten, Land, das kam und wieder verschwand, wie es dem ungebärdigen Wasser gerade gefiel. Einige dieser Inseln nahmen im Laufe der Zeit feste Gestalt an, boten den Menschen die Möglichkeit sich auf Dauer niederzulassen, sich das Wasser zunutze zu machen, indem es einen bescheidenen Broterwerb ermöglichte.

Es waren wohl die Fischer, die als erste im Gebiet der heutigen Leopoldstadt siedelten, wenngleich dessen Landmarken in keiner Weise zu vergleichen sind mit dem, was vor tausend und noch viel mehr Jahren aus dem stets wechselnden Gerinne des Stroms emporstieg. Und ihre ersten festen Hütten befanden sich wahrscheinlich in jenem Bereich, der von den Stadtbewohnern - die, auf ihrem "Gestade" vergleichsweise wohlgeborgen, die Geschehnisse jenseits des Wassers verfolgten  - zunächst als "ennhalb Tunaw" (drüber der Donau) bezeichnet wurde, für den sich aber im Lauf der Jahrhunderten zunehmend die Bezeichnung "Unterer Werd" durchsetzte.

"Werd" als Begriff für ein vom Wasser geschaffenes Stück Land, von dem man sich jedoch, im Gegensatz zum "Häufel", das bereits beim nächsten höheren Wasserstand schon wieder unterzugehen drohte, eine etwas größere Beständigkeit erwarten konnte. Und "Unterer Werd", weil es auch einen "Oberen Werd" gab. Der befand sich aber weiter flußaufwärts, ungefähr im Gebiet der heutigen Roßau, ist also für die Geschichte der Leopoldstadt nicht von Bedeutung.

Sie waren Kinder des Stroms, die Fischer am Werd, und als solche war ihr Dasein vom ersten Atemzug bis zum letzten von Gefahr umwittert. Denn die Hochwasser rissen in jedem Jahrhundert mehrmals ganze Landstriche mit sich, die sie vielleicht erst kurz vorher freigegeben hatten - der erste urkundliche Nachweis einer derartigen Katastrophe stammt bereits aus dem Jahr 1012. Und nicht immer kam für die Bewohner der armseligen Fischerhütten im letzten Augenblick noch die Rettung, so wie bei jenem Hochwasser, von dem die Sage vom Donauweibchen berichtet.

Berthold war ein junger Fischer am Werd, der sommersüber gemeinsam mit seinem alten Vater Niklas Tag für Tag zum Fischfang ausfuhr, von dessen Erträgen die beiden ein mühsames Leben fristeten. Noch mühsamer war es im Winter, wenn der Strom von Eisschollen bedeckt war und man nicht ausfahren konnte. Dann saßen die beiden in ihrer Hütte, flickten Netze, und Berthold lauschte den Geschichten, die der Vater erzählte, etwa der vom Donaufürsten, von dem es hieß, daß er mit Söhnen und Töchtern in einem prächtigen Kristallpalast auf dem Grund des Wassers hause. Der Donaufürst sei ein Seelenfänger, behauptete der Vater, der bei Mondschein auch als Jäger verkleidet am Donauufer spazierengehe, aber wehe dem, der ihm begegnete, der Böse würde den Ahnungslosen mit sich in die Donau zerren und seine Seele nie mehr freigeben.

Fortsetzung--->

(Text aus dem Buch LEOPOLDSTADT von Helga Gibs, erschienen im Mohl Verlag)


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